Mein Name ist Fabian Henke, ich bin 20 Jahre alt und seit August 2022 für den Landkreis Holzminden tätig. Zunächst einmal die Fakten – das duale Studium Öffentliche Verwaltung („Public Management“) ist in neun Trimester aufgeteilt, welche sich über drei Jahre erstrecken. Hiervon ist etwa ein Jahr für Praxisabschnitte vorgesehen. Drei Monate macht die sogenannte Fremdausbildung aus, eine Art Praktikum, das bei einer anderen Behörde absolviert wird.
Das Studium beginnt jeweils im August mit einem ersten Theorieteil an der HSVN (Kommunale Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen) in Hannover. Hier kommen alle Inspektorenanwärterinnen aus Niedersachsen zusammen, in meinem Jahrgang waren es ungefähr 500 Studentinnen. Die meisten Vorlesungen finden in einem festen Kursverbund mit etwa 30 anderen Studentinnen statt. Hierdurch entsteht eine angenehme und persönliche Lernsituation, ähnlich wie in der Schule. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Vorlesungszeiten. Im wöchentlichen Wechsel finden die Vorlesungen entweder vormittags oder nachmittags statt. Die Studieninhalte sind zunächst nicht besonders kompliziert, allerdings lernt man sehr viel Neues auf einmal und die wichtigsten Grundlagen der Verwaltungstätigkeiten.
Nachdem man insgesamt fünf Klausuren erfolgreich hinter sich gebracht hat, beginnt im März des zweiten Lehrjahres der erste Praxisabschnitt im Kreishaus des Landkreises. Ich wurde zunächst für den Bereich Unterhaltsvorschuss eingeteilt, ein klassisches Beispiel für die sogenannte Leistungsverwaltung. Hier hatte ich es mit verschiedensten Aufgaben zu tun, etwa der Bearbeitung von eingegangen Anträgen, der Anforderung von fehlenden Unterlagen oder der Anfertigung von Bescheiden. Da ich vorher nicht viel über diese Sozialleistung wusste, konnte ich viel lernen und die Zusammenarbeit mit dem jungen Team hat mir stets sehr viel Spaß gemacht.
Anfang Juni konnte ich den zweiten von vielen Bereichen der Kreisverwaltung kennenlernen, es handelte sich um den Bereich Sicherheit und Ordnung. Zunächst nahm ich Aufgaben im Teilbereich Einbürgerung wahr. Hier blieb mir besonders die Einbürgerungszeremonie in Erinnerung, also der Moment, in dem die Bewerberinnen ihre Einbürgerungsurkunde feierlich überreicht bekommen. Besonders für die Bewerberinnen war dieser Moment sehr emotional, da sie mitunter schon seit 10 Jahren in Deutschland lebten und nun die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten, aber auch für mich als Sachbearbeiter bzw. Azubi war es ein schönes Erlebnis. Im letzten Monat des ersten Praxisabschnitts, dem Juli, konnte ich mir noch die Teilbereiche Jagd- und Waffenwesen sowie den Katastrophenschutz genauer anschauen. Bei Ersterem bildet die Ausstellung von Waffenbesitzkarten und von Jagdscheinen aber auch gegebenenfalls die Entziehung des Jagdscheins das Tagesgeschäft. Der Bereich des Katastrophenschutzes beinhaltet ebenfalls sehr spannende Aufgaben, an die die meisten vermutlich nicht direkt denken, wenn es um klassische Aufgaben einer Verwaltung geht.
Von August bis Dezember findet das vierte Trimester an der Hochschule statt. Hier konkretisieren sich die Inhalte der ersten beiden Trimester und es kommen neue Themengebiete dazu, wie zum Beispiel Personalmanagement und kommunale Abgaben. Im Zivilrecht lernt man unter anderem einige interessante Vorschriften kennen, die einem auch im Privatleben begegnen könnten, wie etwa das Mietrecht oder zum Zustandekommen von Kaufverträgen. Zum Abschluss der Theoriephase sind zwei Klausuren zu schreiben, nämlich Zivilrecht und „Public Management“.
Ab Dezember steht der nächste Praxisteil an – die Fremdausbildung. Bei welcher Behörde man diese absolvieren möchte, ist einem grundsätzlich freigestellt, es ist sogar möglich die Fremdausbildung im Ausland zu machen. Ich habe mich für die Landeshauptstadt Hannover entschieden, da ich mich fragte, ob und wenn ja wie anders eine sehr große Behörde arbeitet (die Landeshauptstadt Hannover hat ca. 12.000 Beschäftigte). Man teilte mich für den Bereich des Stadtbezirksmanagements und der Bezirksratsbetreuung ein. Anfangs konnte ich mir ehrlich gesagt nicht viel darunter vorstellen, es stellte sich aber schnell heraus, dass es sich um interessante Aufgabengebiete handelte. Die Stadtbezirksmanagerinnen kennen sich in ihrem Stadtbezirk gut aus und arbeiten mit verschiedensten Organisationen und Stellen an aktuellen Themen im Stadtbezirk. Die Bezirksratsbetreuerinnen bereiten die Sitzungen der Stadtbezirksräte vor sowie nach und unterstützen die ehrenamtlichen Mitgliederinnen bei ihrer Mandatsausübung. Während der Fremdausbildung nahm ich an einigen Stadtbezirksratssitzungen, an verwaltungsinternen Terminen, sowie an Ortsterminen teil. Bei der Eröffnung einer Veloroute traf ich sogar auf Belit Onay, den Oberbürgermeister von Hannover. Abschließend kann ich sagen, dass die Arbeit bei einer großen Behörde allgemein etwas unpersönlicher ist, man innerhalb des Fachbereichs aber schnell die anderen Mitarbeiter*innen kennenlernt. Nach drei Monaten mit einigen Urlaubstagen um Weihnachten herum war die Fremdausbildung auch schon wieder zu Ende und es folgte die nächste Theoriephase, das sechste Trimester, in dem ich mich auch noch befinde, während ich diesen Text schreibe. 😉